© Michael Wagner

VISIBLE PROCESSES - DISSOLVE THE SKIN

VISIBLE PROCESSES - DISSOLVE THE SKIN

von Michael Wagner

In Hüllen - Ei, Kokon, Uterus - entstehen alle Lebewesen, die sollen sie am Leben bleiben, nach bestimmter Zeit ausgestoßen werden. Neue Hüllen - Nest, Wabe, Höhle, Bau, Hütte Orte der Geborgenheit nehmen auf. Auf engstem Raum werden Fürsorge, Annahme, auch Ablehnung, Zärtlichkeit, Liebe, Bindung erfahren. Spiel, Phantasie, Wissensdrang, Neigung öffnen weitere Lebensräume.
(1981, Modern Art Galerie Wien)

Keine Linie trennt Himmel und Erde, die die gleiche Substanz haben; es gibt keinen Horizont, keinen Hintergrund, keine Perspektive, keine Grenze, keinen Umriss oder Form, kein Zentrum; es gibt keine Zwischenabstände oder jeder Abstand liegt im Zwischenbereich. ... die theoretische Unterscheidung bestimmt die Formen dieser oder jener faktischen Vermischung (handelt es sich um einen glatten Raum, der vereinnahmt wird, der von einem gekerbten Raum umschlossen wird oder um einen gekerbten Raum der sich in einen glatten Raum auflöst, der einen glatten Raum entstehen lässt).
(Gilles Deleuze, Félix Guattari - Kapitalismus und Schizophrenie - Tausend Plateaus - Das Glatte und das Gekerbte, Merve 1997)

Die Hülle gibt es entweder nicht mehr, oder es gibt unendlich viele Hüllen, sichtbar sind nur noch Prozesse. Ereignisse des Werdens zu visualisieren, haben keinen Nullpunkt zur Folge. Anfang und Ende einer Entwicklungsphase sind nicht vorhersehbar. Wir werden unsere Vorstellungen über Bord werfen müssen, um neue Strukturen, Formen, Organisationen, Konstruktionen entstehen lassen zu können.

Durch unterschiedliche generative Prozesse werden verschiedene Elemente, Körper oder Gefüge getrennt ausgebildet, sodass sich jedes einzelne Element seinen Bedürfnissen entsprechend anpassen und verändern kann. Aus diesen differierenden Bedingungen heterogener Zustände entstehen Beziehungen der Objekte untereinander und bilden infolge der Relation neue Einheiten. Diese wiederum treten in Verbindung mit schon bestehenden und entstehenden, solange, bis sich jedes einzelne, ursprüngliche Subjekt seinen Prämissen optimal angepasst hat. Die Metamorphose dieser Einheiten erzeugt verflochtene Systeme, die als Organismus eine neue komplexe Struktur ergeben und somit neue Hüllen erzeugen.

Subjekt und Objekt werden eins und definieren eine neue intelligente Struktur. Die räumliche Organisation schafft eine Kontinuität des Innenraumes, der fließend in den Außenraum überführt. Zwischen Fassade und Raumelement lässt sich nicht mehr unterscheiden, es entsteht eine homogene Beziehung.

© Michael Wagner