Die computergenerierte Aluminiumhaut des von Elsa Prochazka umgebauten Coca Cola-Gebäudes setzt einen neuen Akzent an der Wiener Südeinfahrt. Ein Altbau aus den Fünfziger Jahren mit Produktionshallen in den unteren und Büroflächen in den oberen Etagen war hier auf heutige Anforderungen zu adaptieren. Zugleich musste das Ganze um ein Stockwerk erhöht und mit einer neuen Vertikalerschließung versehen werden. Prochazka reduzierte die alte Substanz bis auf den nackten Knochenbau aus Stützpfeilern und Deckenplatten und transplantierte auf die ebenso einfache wie großzügige Betonstruktur eine moderne Software: verschiedene Futterale und technische Schichten von inneren Organen und als deren Abdruck in der Außenerscheinung eine digitale Raum und Tragwerk umspannende Bekleidung.
Nachdem die Mehrzahl der Ebenen für Computerarbeitsplätze auszurüsten war, musste die Architektin ziemlich widersprüchliche Anforderungen zu einem Gesamtkonzept vereinen. Einerseits erfordern moderne Arbeitsplätze vom Tageslicht eher abgeschirmte, blendfreie Raumverhältnisse, andererseits bot die Primärstruktur eine innere Offenheit, Neutralität und Durchlässigkeit, die es - auch im Sinne von Nachhaltigkeit - als dynamische Raumkondition zu erhalten und zu aktivieren galt. Anstelle der teureren, abstrakten Lösung einer gleichmäßig verglasten Großraumstapelung erhielt Coca Cola also eine lebhaft gegliederte Lochfassade leichtester Bauart, und die Transparenz des Hauses ist sowohl innen als auch nach außen durch die partiellen Filter der Fassaden- und Trennwandpaneele aus der banalen Isotropie der klassischen Bürohausarchitektur in eine rhythmische Differenzierung gesteigert.
Abgestimmt auf die Lichtraumqualität am Computerplatz zerteilte Prochazka die Fensterwand in mehrere Zonen: horizontale Schlitze unter den Decken zu ihrer natürlichen Aufhellung und zur optischen Kontinuität von innen nach außen; darunter traditionelle, zu öffnende Fensterflächen, individuell mit einfachen Jalousien in der Lichtführung regulierbar, dazwischen massive Wandpartien als eindeutiger Rhythmus innerer Dunkelzonen, zum Schutz gegen Feuerübergriffe auch entsprechend dicker dimensioniert; und darunter, zwischen Brüstungshöhe und Bodenniveau, so genannte Unterfenster, äquivalent zu den Oberlichten, wodurch die eher abgeschattete Tischhöhe mit natürlich aufgehellten Decken- und Fußbodenzonen kompensiert wird.
Für diese vielfältigen Parameter wurde mit Aluminiumpaneelen ein neues Fassadensystem
entwickelt: zwölf Zentimeter starke, gedämmte Sandwichplatten, wobei die zwei Millimeter
dünne Alu-Außenhaut durch horizontale Faltungen eine überraschend plastische Außenerscheinung
der an sich extrem bündigen, flächigen Fassade ergibt. Die Breite und Winkel der Knicke
wurden mit 1:1 Modellen optimiert. Auch aus größerer Entfernung gesehen gibt die feine
Horizontalstreifung dem Bau optische Eleganz und Leichtigkeit. Das rein Technoide des
industriellen Werkstoffs ist hier mit relativ einfachen Mitteln in eine sinnliche Dimension
getrimmt, das stumme Potenzial des Materials gewinnt auf subtile Art seine baukünstlerische
Sprachlichkeit.