Öffentlichen Verwaltungen wird oft Behäbigkeit vorgeworfen. Ob zu Recht oder zu Unrecht soll hier nicht behandelt werden. Gewiss ist jedoch, dass auch die Architektur ihren Beitrag zum Image einer Behörde beitragen kann. Steinerne, Respekt einflößende Paläste suggerieren oft auch behördliche Schwerfälligkeit. Moderne, sachliche und im Idealfall sogar freundlichere Bauten vermitteln hingegen bereits beim ersten Eintreten den Eindruck eines weniger behäbigen Behördenapparates. Und auch der kundenorientiert denkende Beamte wird sich in einem Gebäude, in dem Architektur nicht Macht, sondern Bürgernähe ausdrückt, besser entfalten können.
Das Selbstverständnis von Staats- und Stadtverwaltungen drückte sich schon immer auch in der Architektur aus. So orientiert sich der imposante Bau des Wiener Rathauses vom Ringstraßenarchitekt Friedrich von Schmidt zwar an mittelalterlichen Vorbildern, vermittelt aber dennoch nicht den Eindruck eines Hauses für das Volk. Durch einen hohen rustizierten Sockel und eine Freitreppe ist es vom Platzniveau stark abgesetzt. Daher drückt es schon rein äußerlich weniger Bürgernähe aus als seine Pendants aus dem 15. Jahrhundert. Ein bedeutendes Beispiel dafür ist zum Beispiel das Rathaus in Brüssel, das mit Arkaden auf Platzniveau, in denen Märkte abgehalten werden, barrierefrei in den öffentlichen Stadtraum übergeht.
Seit vergangenem Frühjahr bildet ein im Vergleich zu den massiven Steinmauern utopisch anmutender Bürobau einen spannungsvollen Kontrast zum behäbigen Karree des Wiener Rathauses. Er beherbergt die Abteilung Technische Dienste der Magistratsabteilung 23, die bis dahin auf mehrere Orte in Wien aufgeteilt war, und nun zur effizienteren internen Kommunikation eine neue zentrale Büroeinheit erhielt.
Geplant hat den glänzenden Satelliten (Bild 1) mit einer Haut aus Aluminium der junge Architekt Oliver Kaufmann, der mit diesem Projekt beim Aluminium-Architektur-Preis 2000 bis in die Endrunde kam. Der platzsparende Rundbau wurde dem Hof 2 des Rathauses eingeschrieben. Die eingeschoßige Stahlkonstruktion ist an der Fassade mit glatten eloxierten und genieteten Aluminiumpaneelen verkleidet, die das Gebäude sehr leicht wirken lassen und von den umliegenden Wänden absetzen.
Ein rundum laufendes Fensterband gliedert in der Waagrechten. Die Büros sind um einen Zentralraum in tortenstückförmigen Segmenten angeordnet. Die Büroausstattung geht konform mit den wirtschaftlichen Zwängen, denen ein Amtsgebäude unterliegt und ließ daher keine besonderen Extravaganzen zu. Was die Räume bei allem sparsamen Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Raum dennoch auszeichnet, ist ihre Helligkeit. Sie rührt nicht nur von den raumbreiten Fensterbändern her, sondern auch vom nach innen geneigten Oberlichtband, das die Decke säumt und durch den Lichteinfall von oben den Raum optisch weitet (Bild 2).
Die Anbindung an den Altbau löste Kaufmann geschickt mit einer gläsern eingehausten Brücke (Bilder 3 und 4). Als Anschlussstelle wurde eine Fensteröffnung gewählt, die bis zum Boden erweitert wurde. Deren originale Laibung blieb aber erhalten, um die Schnittstelle zwischen Alt und Neu besser zu kennzeichnen.
Besonders reizvoll wirkt der aluverkleidete Neuling aus der Vogelperspektive, von wo aus er wie ein sanft im weißen Kies der Hofgestaltung gelandetes Objekt von einem anderen Stern anmutet (Bild 5).
Das technologisch hochwertige Material und seine sorgfältige Verarbeitung lassen einen Hauch von fortschrittlichem Image durch das historische Ambiente wehen. Sicherlich auch ein Mittel, die Lust an der Arbeit zu fördern. Hier steht die Optik des Gebäudes noch dazu im Einklang mit der Aufgabe seiner Nutzer, die für haustechnische Belange in Bauten der Stadt Wien verantwortlich sind und sich im neuen Ambiente sichtlich wohl fühlen.